Zugegeben, das Thema Swinger Club hat immer noch – und das in einem doch allzu aufgeklärten offenen Jahrhundert wie diesem – etwas Frivoles, Versautes und Schmutziges. Und genau aus diesem Grund redet man nicht darüber, schon gar nicht im Freundes- und Bekanntenkreis. Nur um dann völlig normale und entspannte Leute im Club zu treffen – aber dazu später mehr! Wir haben das Tabu Swinger Club einmal ausprobiert und teilen nun unsere Erfahrungen mit euch. Plus Tipps natürlich!
Swinger Club ist nicht gleich Swinger Club!
Die Suche nach einem passenden Club war eigentlich gar nicht so schwer, auch wenn nicht unbedingt viel im Internet zu finden war. Wir stießen also dank Geheimtipp von Freunden auf den Joy Club und wurden über diese Plattform fündig. Tatsächlich finden sich dort in gewünschtem Umkreis zahlreiche bewertete Sex Events, Veranstaltungen und Swinger Clubs – darüber hinaus ist man hier unter sich, kann sich mit „Gleichgesinnten“ verabreden, nach sexuellen Abenteuern suchen oder Dates finden. Empfehlenswert, wie wir finden!
Wir entschieden uns für einen Club, zu dem wir etwa 50 Minuten Fahrt hatten und hatten eigentlich so überhaupt keine Vorstellungen. Wohl aber Vorurteile!
Notgeile Männer und Frauen, die sich über einen hermachen, sobald man sich ausgezogen hat. Überall nackte Menschen, Fleischbeschau und Dinge, die „Normalos“ die wir einfach nicht sehen wollen. Und dann natürlich nur alte Menschen über 60, die alle wild übereinander herfallen, in stinkenden Räumen und unhygienischen Umfeldern.
Gut, dass wir eines Besseren belehrt wurden!
Trotzdem gibt es Unterschiede zwischen den Clubs und nicht jede Location ist auch wirklich zu empfehlen! Aus diesem Grund hier ein paar Tipps für eure Suche nach einem guten Swinger Club:
- Schaut euch unbedingt die Bewertungen über den Club an, sowohl auf Google, aber auch auf Plattformen wie den Joy Club.
- Seriöse Clubs geben gewisse Regeln bezüglich der Kleidung vor und achten darauf, dass im Club die Erotik erhalten bleibt.
- Gute Clubs bieten neben verschieden großen Räumen auch tolle Spá- oder Wellnessbereich an, beispielsweise inkl. Sauna oder Ruhe- und Massagebereich.
- Essen und Getränke sind inklusive, alles ist in einem Preis enthalten.
- Strenge Hygieneregelungen sollten nicht als lästig empfunden werden – der Club achtet auf Sauberkeit und bietet Kondome, Tücher und Handtücher an!
- Um den Gästen einen schönen Abend zu ermöglichen, kooperieren einige Clubs mit Hotels, in denen es sich im Anschluss per Taxi bringen lässt.
- Es herrscht eine gemütliche, erotische Atmosphäre – gute Clubs bieten ein tolles Ambiente, oft auch mit hergerichteten Außenbereichen.
Ob euch ein Club gefällt oder nicht hängt von euch ab. Sicherlich gibt es aber auch Clubs, die wenig Geld verlangen und in denen es wohl wirklich eher schmutzig zugeht. Billige Clubs ohne Ambiente oder Empfehlungen – hier suchen viele einfach nur einen schnellen Fick, ohne das eigentliche Swingern zu leben. Da gibt es einen Unterschied? Ja!
Tipp: Schaut euch die Öffnungszeiten des Clubs an: Klassische Clubs haben Hauptöffnungszeiten am Wochenende. Bei durchgehend geöffneten Sauna- und FKK-Clubs geht es eher in Richtung Bordell und Billig-Swinger-Club!
Vorurteile im Swinger Club – unser erstes Mal!
Klar hatten auch wir so unsere Vorstellungen, wie so ein Swinger-Abend ablaufen würde. Gut, dass wir bereits ein Paar kannten, welches uns einen richtig guten Tipp für unser erstes Mal gegeben hatte. Wahrscheinlich wären wir sonst wirklich einfach irgendwohin gefahren und wären enttäuscht gewesen.
Von Gang-Bang-Partys bis Paar-Abende
Seriöse Swinger Clubs bieten an den Wochenenden meist bestimmte Motto-Abende an. Von BDSM Partys, über Gang-Bang-Partys, Single-Veranstaltungen, Partys mit Herrenüberschuss, Frauenüberschuss, Partys mit nackten Frauen und angezogenen Männern, umgekehrt – die Palette ist groß und jeder kann hier so seiner Wunschveranstaltung beitreten.
Wir entschieden uns klar für einen Paar Abend, da hier ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Mann und Frau herrscht und „notgeile“ Singles gar nicht erst reindürfen. Im Nachhinein betrachtet sehr angenehm und absolut entspannt.
Erotische Party für Erwachsene – Ankunft
Bereits bei der Ankunft waren wir positiv überrascht. Wir wurden sehr freundlich empfangen und hätten uns auf Wunsch auch einmal durch den Club führen lassen können. Wir bezahlten knapp 100 Euro als Paar, erhielten einen Schlüssel für die Umkleiden und konnten starten. Mal sehen was wir für diesen Preis erleben würden!
Jeder gute Swinger Club hat erst einmal große Umkleiden (Frauen und Männer sind natürlich nicht getrennt) mit Spinden zum Abschließen. Da der Abend kein spezielles Motto hatte, konnten wir unser Outfit entsprechend selbst bestimmen. Ein paar Regeln gab es natürlich dennoch, welche wir auf der Internetseite des Clubs fanden.
Erlaubt ist alles was sexy und erotisch ist, Straßenkleidung, schmutzige Schuhe, Feinripp-Herrenunterhosen und alles was man eben nicht sehen will, war verboten.
Wir schlüpften in unsere Dessous, High-Heels, mein Freund in seine Anzughose und T-Shirt, machten uns etwas im Badezimmer mit Duschen frisch und zogen los. Da es erst gegen 16 Uhr war, war noch nicht unbedingt viel los, entspannt wie wir fanden.
Atmosphäre und Angebot
Zu unserer Überraschung wirkte alles eher wie eine große entspannte Party in einem Club. Natürlich zog es uns erst einmal in einen größeren Raum mit Kamin in der Mitte und großem Longe-Bereich inklusive gemütlicher Sitzgelegenheiten – und der großen Bar um den Kamin herum. Wir bestellten uns leckere Cocktails und machten es uns auf den ansprechenden Liegewiesen gemütlich. An der Wand gegenüber von uns lief selbstverständlich ein Porno. Ein paar Paare befummelten sich bereits – Sex sollte es hier aber nicht geben.
Angrenzend an den Raum befand sich eine groß angelegte Terrasse mit schönem Außenbereich – zum Rauchen und gemütlich in Gespräch mit anderen kommen. Überall lagen Decken bereit, in der Mitte große Feuersäulen. Und wären die Anwesenden hier nicht etwas freizügiger unterwegs gewesen, hätte alles nach einer privaten Party gewirkt.
Der Barbereich grenzte an das integrierte Restaurant. Denn ja, in einem Swinger Club gibt es meist eine Küche und gut zu Essen. Je nach Angebot darf es auch mal ein Selbstbedienungs-Buffet sein. Auch Kaffee und Kuchen wurde laufend aufgefüllt, für den Snack zwischendurch.
Weiter den ausgedunkelten Flur entlang befanden sich ein größerer Wellnessbereich, mit gemütlichen Liegen, einer Sauna, Duschen und Massageliegen. Wer sich hier also vor oder nach dem „Eigentlichen“ entspannen will, der kann dies dort tun.
Getrieben unserer Neugier mussten wir uns natürlich auch die Räumlichkeiten ansehen, in denen es dann zur Sache ging. Neben einem BDSM Raum mit Ketten, einem Käfig, einem Andreaskreuz und weiteren SM-Utensilien, fanden wir diverse unterschiedlich ausgestattete Räume mit Liegewiesen, Tischen und Sitzgelegenheiten.
Weiter ging es mit einem größeren und hell beleuchteten Raum mit Spiegeln und großer Spielwiese – nun, hier geht es ausschließlich um sehen und gesehen werden, ums Tauschen und Austoben. Etwas to much für Anfänger…
Es folgten ein paar abschließbare Privaträume, in denen sich Paare auch völlig alleine einschließen und unter sich sein können. Beendet wurde unsere Tour durch ein großes Porno-Kino – ebenfalls mit großen Liegewiesen.
All-inclusive Party – ungezwungen und charmant!
Wer denkt, dass es im Swinger Club ausschließlich ums Vögeln geht, der irrt gewaltig. Natürlich finden sich hier Paare, die sich auch anderweitig sexuell ausleben möchten. Man kommt ins Gespräch, spricht offen über Sex und seine Vorlieben, man tauscht, entspannt und hat einfach Sex. Und ja, die Outfits der Gäste sind vielleicht gewöhnungsbedürftig – aber jeder wie er möchte. Schief angeguckt wird hier niemand!
Vielmehr empfanden wir den Clubbesuch als entspannte Party, in der man sich nach Lust und Laune entspannen kann. Wer Sex haben möchte, der besucht die entsprechenden Räumlichkeiten. Wer nur gucken will, der guckt zu – völlig ungezwungen und frei von Scham. Im Anschluss ein paar Cocktails und nette Gespräche an der Bar, ein paar Zigaretten im Freien zum Abkühlen, ein wenig Wellness in der Sauna. Und all das ohne ständig angebaggert oder zum Sex aufgefordert zu werden.
Wir waren überrascht! Obwohl wir die Regel „NEIN HEIßT NEIN“ kannten. Hier hat sie aber eine große Bedeutung. Und mehr: Wir empfanden den Umgang der Menschen hier als sehr respektvoll und angenehm. Jeder wird hier genommen wie er ist, niemand verurteilt, ausgelacht, schief angesehen oder angesprochen. Eine Tatsache, von denen sich normale Clubs zum Feiern eine Scheibe abschneiden könnten.
Welche Altersklasse findet man in einem Swinger Club?
Auch hier hatten wir Sorge, zu jung für das Swingern zu sein. Hier lediglich alte Paare vorzufinden, dessen Sexleben einfach nur eingeschlafen ist, war jedoch ein Irrtum. Die Gäste zogen sich so ziemlich durch alle Altersklassen. Im Schnitt schätzten wir das Alter zwischen 35 und 55 ein, mit ein paar Ausnahmen auch jüngere Paare.
Muss man dort nicht überall nackt rumlaufen?
Nein. Mehr noch – es gibt sogar einen Dresscode für viele Motto- oder Themenabende. Aber auch generell in seriösen Clubs. Wer direkt unsauber von der Straße in Jeans und Turnschuhen aufläuft, kommt erst gar nicht rein. Hier machen sich die Leute schick und ausgehfertig. Beim Sex wird ausgezogen, klar, aber auch hier nur das, was man möchte.
Alles in einem Preis?
Tatsächlich sind solche Swinger-Abende relativ günstig. Bezahlt wird – in unserem Fall – pro Paar. Sämtliche Getränke, das Essen, der Wellnessbereich etc. sind im Preis enthalten.
Dürfen Handys mit in den Club?
Die wenigsten Gäste von Swinger Clubs möchten am nächsten Tag ihren Hintern auf Instagram wiederfinden. Handys sind im Club verboten und bleiben im Spint! Angenehm – wann war man schon mal auf einer Party, auf der nicht jeder an seinem Smartphone spielt!
Alles kann, Nichts muss!
Und genau dieser Leitsatz vieler Swinger Leute wurde auch in unserem Fall umgesetzt. Wir waren überrascht, mit wie viel Respekt sich die Menschen hier begegnen. Und wie sexuell aufgeschlossen viele doch sind, ohne anderen gegenüber aufdringlich zu sein.
In unserem Fall blieb es dabei, sich den Club, die Atmosphäre und die Menschen dort nur einmal anzusehen. Zu guter Musik ein wenig zu tanzen, entspannt etwas zu Trinken, gut zu essen und in gemütlichem Ambiente zu entspannen. Gegen 12 Uhr wurde der Club schließlich geschlossen. Wir zogen uns um und fuhren nach Hause.
Mit einem Gefühl, einen schönen Abend verbracht zu haben. Und mit dem Fazit, dass Besuche im Swinger Club alles andere als das sind, was von ihnen behauptet wird.